Heizung richtig einstellen - Die Wissenschaft der optimalen Raumtemperatur

29.12.2025
Heizung richtig einstellen - Die Wissenschaft der optimalen Raumtemperatur

"Mir ist kalt!" vs. "Die Heizung läuft doch schon!" - ein Streit, der jeden Winter aufs Neue entbrennt. Aber was sagt die Wissenschaft? Das Umweltbundesamt hat klare Antworten - und räumt mit einigen Mythen auf.

Die Wissenschaft der Wohlfühltemperatur

Was das Umweltbundesamt empfiehlt

Das Umweltbundesamt hat die optimalen Temperaturen wissenschaftlich ermittelt:

Situation Empfohlene Temperatur Begründung
Wohnbereich tagsüber max. 20°C Balance zwischen Komfort und Effizienz
Küche 18°C Kochen erzeugt zusätzliche Wärme
Schlafzimmer 17°C Optimal für erholsamen Schlaf
Badezimmer 22°C Komfort beim Duschen

Warum 20°C der "Sweet Spot" ist

Das Umweltbundesamt betont: Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20°C betragen, sofern die Temperatur als behaglich empfunden wird.

Interessant: Die ideale Schlaftemperatur liegt bei 17°C - deutlich kühler als tagsüber. Kühlere Temperaturen unterstützen die natürliche Körpertemperaturabsenkung während des Schlafs.

Der große Mythos: Durchheizen vs. Absenken

Was viele glauben (aber falsch ist)

"Wenn ich die Heizung runterdrehe, muss sie danach so viel arbeiten, dass ich nichts spare."

Was die Physik sagt

Dieser Mythos ist wissenschaftlich widerlegt. VERBUND erklärt die Physik dahinter:

Die Logik dahinter:

Innentemperatur Außentemperatur Wärmeverlust
22°C 0°C 22°C Differenz = Hoher Verlust
18°C 0°C 18°C Differenz = 18% weniger Verlust
16°C 0°C 16°C Differenz = 27% weniger Verlust

Je geringer die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen, desto weniger Energie geht verloren. Das Wiederaufheizen verbraucht weniger Energie als das konstante Halten einer hohen Temperatur.

Die 6%-Regel: So viel kannst du sparen

Wissenschaftlich belegte Einsparungen

Laut Experten:

"Ein Grad weniger entspricht einer Energieeinsparung von etwa 6 Prozent."

Absenkung Einsparung
1°C weniger ~6%
2°C weniger ~12%
3°C weniger ~18%
4°C weniger ~24%

Programmierbare Thermostate

Das Umweltbundesamt bestätigt: Der Einsatz programmierbarer Thermostate kann etwa 10% Energie sparen.

Raumspezifische Empfehlungen

Nicht jeder Raum braucht dieselbe Temperatur

Basierend auf Umweltbundesamt-Empfehlungen:

Raum Empfohlene Temperatur Begründung
Wohnzimmer max. 20°C Hauptaufenthaltsraum
Küche 18°C Kochen erzeugt zusätzliche Wärme
Schlafzimmer 17°C Optimal für Schlafqualität
Badezimmer 22°C Komfort beim Duschen
Flur/Treppenhaus 15-16°C Durchgangsbereich
Keller 15-16°C Lagerraum

Das Temperatur-Domino

Wichtig: Die Türen zwischen unterschiedlich temperierten Räumen sollten geschlossen bleiben. Sonst "fließt" die Wärme aus dem wärmeren in den kühleren Raum.

Nachts und bei Abwesenheit: Die Fakten

Was das Umweltbundesamt empfiehlt

Laut Umweltbundesamt:

"Das UBA empfiehlt, die Raumtemperatur nachts oder tagsüber bei mehrstündiger Abwesenheit auf etwa 18°C abzusenken."

Abwesenheit Empfohlene Absenkung
Nachts 18°C
Mehrere Stunden (Arbeit) 18°C
Wenige Tage (Kurzurlaub) 15°C
Längere Abwesenheit Noch niedriger möglich

Die Schimmel-Warnung

Achtung: Das Umweltbundesamt warnt:

"Eine generelle Absenkung der Raumlufttemperaturen in regelmäßig genutzten Wohnräumen erhöht das Schimmelrisiko. Bei dauerhaft abgesenkten Raumlufttemperaturen (dauerhaft unter 18°C) kann man nicht allein durch Lüften das Schimmelrisiko vermeiden."

Moderne Lösungen: Programmierbare Thermostate

Warum sie funktionieren

Forschung zeigt:

Die ideale Programmierung

Zeit Werktag Wochenende
6:00 Aufheizen auf 20°C 8:00 Aufheizen
8:00 Absenken auf 18°C (bei Arbeit) 20°C halten
16:00 Aufheizen auf 20°C 20°C halten
22:00 Absenken auf 18°C 18°C

Spezialfall: Wärmepumpen

Andere Regeln für andere Technik

Bei Wärmepumpen gelten besondere Regeln:

Der Streit-Faktor: Unterschiedliche Wärmebedürfnisse

Warum Frauen oft frieren

Studien zeigen: Der weibliche Stoffwechsel läuft oft langsamer, was zu einem anderen Wärmebedürfnis führt. Auch Muskelmasse spielt eine Rolle - Muskeln erzeugen Wärme.

Praktische Lösungen

Problem Lösung
Einer friert, einer schwitzt Individuelle Raumtemperaturen
Streit ums Thermostat Gemeinsam Kompromiss festlegen
Kalte Füße Warme Socken/Hausschuhe
Kalte Hände Handwärmer, warme Getränke

Der Kompromiss: Wer schnell friert, kann sich wärmer anziehen - wer schwitzt, kann sich nicht beliebig ausziehen. Die goldene Mitte liegt bei 20°C mit der Option, sich warm anzuziehen.

Die Checkliste für effizientes Heizen

Tägliche Routine

Saisonale Checks

Fazit: Das Umweltbundesamt empfiehlt 20°C

Der Streit um die Heizung hat eine wissenschaftliche Antwort: Maximal 20°C tagsüber, 17-18°C nachts ist der optimale Kompromiss zwischen Komfort, Effizienz und Schimmelprävention.

Die goldenen Regeln:

  1. Max. 20°C im Wohnbereich - wärmer ist Verschwendung
  2. Nachts auf 18°C absenken - spart ~6% pro Grad
  3. Raum für Raum denken - nicht überall gleich heizen
  4. Türen schließen - Temperaturzonen erhalten
  5. Nicht unter 18°C bei Nutzung - Schimmelgefahr!

Und wenn einer friert? Ein warmer Pullover kostet weniger als eine um 1 Grad höhere Heizung - die macht jährlich etwa 6% der Heizkosten aus.